Unsere Kirchen und Gebäude

Ev. Kirchengemeinde Dreihausen-Heskem mit Mölln, Roßberg und Wermertshausen

Kirche Dreihausen

Schon ab 1630 gibt es Aufzeichnungen über die Kirche in Dreihausen. Damals stand an fast derselben Stelle wie heute eine kleinere Kirche, wahrscheinlich ohne richtigen Turm, sondern nur mit einem kleinen Aufbau auf dem Dach für die Glocke. Zwei Kannen für das Abendmahl von 1728 sind aus dieser Zeit noch erhalten.

Im 19. Jahrhundert wurde die alte Kirche zu klein und bekam große Bauschäden. 1851 beschloss man, sie abzureißen. 1855 begann der Bau der neuen Kirche, die 1857 eingeweiht wurde. Der Baumeister Heinrich Regenbogen aus Marburg baute sie im Stil des Historismus, das heißt, er verwendete Elemente aus älteren Baustilen, zum Beispiel spitze Fensterbögen und einen verzierten Turm.

Die Gemeinde Dreihausen bezahlte den Bau größtenteils durch den Verkauf von Holz aus dem Gemeindewald. 1858 wurde Dreihausen mit den Nachbardörfern eine eigene Kirchengemeinde (Kirchspiel).

Schon nach 50 Jahren musste die Kirche wegen Schäden am Dach und an der Decke renoviert werden. Dabei wurde auch der Altarbereich umgebaut, damit die 1906 eingebauten bunten Glasfenster besser zur Geltung kamen.

In beiden Weltkriegen mussten die Glocken für die Rüstungsindustrie abgegeben werden. Neue Glocken wurden 1924, 1925 und 1951 angeschafft, eine vierte kam 1982 dazu. Die Orgel, das große Musikinstrument der Kirche, wurde mehrfach restauriert.

2007 wurde die Kirche zum 150-jährigen Jubiläum erneut renoviert. Das Holz im Inneren erhielt wieder seinen ursprünglichen braungemaserten Anstrich.

Heute ist die Kirche Dreihausen ein denkmalgeschütztes Gebäude.


Der Text ist eine Zusammenfassung von Teilen eines unveröffentlichten Aufsatzes von  Peter Heithmann-Unglaube zur Geschichte der "Kirchen des Kirchspiels Dreihausen".

Kirche Heskem

Die Kirche in Heskem ist die älteste Kirche der Kirchengemeinde. Ihr Turm wurde vermutlich schon im frühen 13. Jahrhundert gebaut. Damals war er Teil einer Wehranlage, die das Dorf vor Feinden schützen sollte. Der Turm besteht aus dicken Bruchsteinmauern mit Sandstein an den Ecken. Früher hatte er eine offene Plattform und Wasserspeier, um Regenwasser abzuleiten. Das spitze Dach, das heute das Dorfbild prägt, kam erst später dazu.

Das erste Kirchenschiff, also der Raum für die Gottesdienste, war viel kleiner als das heutige. Der Altar stand ursprünglich im Turm. Später wurde dieser Raum zugemauert, ist aber noch durch eine Tür hinter dem Altar zugänglich. In der Decke sieht man noch drei Löcher, durch die früher die Glockenseile liefen, als die Glocken noch von Hand geläutet wurden.

Nach der Reformation, als die Predigt wichtiger wurde, baute man eine neue Kanzel und Sitzbänke ein. Die reich verzierte Kanzel wurde 1619 erneuert. 1653 kam eine neue Glocke dazu, und eine Abendmahlskanne aus dem Jahr 1656 ist bis heute erhalten.

Im Jahr 1765 wurde die Kirche deutlich vergrößert. Wahrscheinlich stammt auch das Kruzifix auf dem Altar aus dieser Zeit. Von den alten Gebäuden sind noch Reste erhalten: Steine vom romanischen Portal wurden für den Eingang zur Sakristei wieder verwendet, und ein Türsturz mit der Jahreszahl 1765 ist an einem Anbau des Turms zu sehen.

1861 bekam die Kirche eine Orgel, die auf einer Empore über dem Altar stand. Erst 1923 wurde das alte Kirchenschiff abgerissen und ein neues aus Basalt gebaut. Wegen eines Teileinsturzes dauerte der Bau bis 1925. Im selben Jahr wurden drei neue Glocken angeschafft, die aber im Zweiten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie abgegeben werden mussten. 1949 erhielt die Kirche ein neues Geläut, und 1957 wurde eine neue Orgel eingebaut.

In den Jahren 1960 bis 1962 und dann noch einmal bis 2001 wurde die Kirche umfassend renoviert. Seitdem hat sie ihr heutiges Aussehen und ihren besonderen Charakter.

 

Der Text ist eine Zusammenfassung von Teilen eines unveröffentlichten Aufsatzes von  Peter Heithmann-Unglaube zur Geschichte der "Kirchen des Kirchspiels Dreihausen".

Kirche Roßberg

Die Roßberger Kirche wurde 1753 von den Dorfbewohnern selbst gebaut. Um das zu finanzieren, rodeten sie einen Teil des Waldes und verkauften das Holz. Im Unterschied zu vielen anderen Dörfern blieb die Kirche immer im Besitz der Gemeinde, heute gehört sie zur Kommune Ebsdorfergrund. Die Kirche ist eine seltene Fachwerkkirche. Sie bietet Platz für rund 70 Menschen.

Früher mussten die Roßberger für Gottesdienste und besondere Feiertage nach Ebsdorf laufen. Erst mit dem Bau der eigenen Kirche kam der Pfarrer für Beerdigungen und zweimal im Jahr für das Abendmahl ins Dorf. Schon 1754 fand die erste Beerdigung in Roßberg statt. Ab 1756 gab es auch regelmäßige Lesegottesdienste, später sogar eine eigene Schule im Dorf. Die Kirche war oft das Zentrum des Dorflebens. Im Jahr 1813 war sie manchmal so voll, dass die besten Plätze ausgelost werden mussten.

1873 führte eine staatliche Kirchenreform zu großem Streit: Die meisten Roßberger schlossen sich einer neuen Kirche, der SELK, an, durften ihre eigene Kirche aber nicht mehr nutzen. Erst 1925 einigten sich beide Kirchen auf eine gemeinsame Nutzung. Das Gebäude wurde immer wieder renoviert, zuletzt umfassend von 1999 bis 2001 – mit viel Unterstützung aus der Bevölkerung.

Die Kirche hat zwei Glocken, eine alte von 1653 und eine kleinere von 1937, sowie eine Orgel, die 1990 eingebaut wurde. Zu den besonderen Schätzen gehören ein Abendmahlsgeschirr aus dem 18. Jahrhundert und ein hölzerner Corpus aus derselben Zeit. Seit der letzten Renovierung wird die Kirche auch für Vorträge und andere Veranstaltungen genutzt. 2012 bekam sie wieder eine Turmuhr und eine Stundenglocke, die durch Spenden finanziert wurden.

nach einem unveröffentlichten Aufsatz zur Roßberger Kirche von Werner Böckler.

Kirche Wermertshausen

Wermertshausen ist ein kleines Dorf mit einer langen Geschichte. Bereits um 780 wurde es als „Werenbrahteshusen“ erwähnt und gehörte zum Lahngau. Seit dem 16. Jahrhundert trägt es seinen heutigen Namen. Das Dorf lag lange im Gericht Ebsdorf und war ursprünglich in die dortige Kirchengemeinde eingepfarrt. Im 12. Jahrhundert kam es in den Besitz des Mainzer St. Stephanstifts. Im späten Mittelalter – im Jahr 1431 – war das Dorf verlassen, weil Armut, Krieg und Pest die Menschen vertrieben hatten. Erst 1525 erhielten die Herren Rau von Holzhausen den Auftrag, das Dorf neu zu besiedeln; ein Jahr später bekamen sie das Land als Lehen.

Kirchlich gehörte Wermertshausen spätestens seit 1577 zur Pfarrei Winnen. Damals standen im Dorf nur sechs Häuser. Zum Gottesdienst mussten die Bewohner etwa fünf Kilometer durch den Wald nach Winnen laufen. Diese Strecke heißt bis heute „Totenweg“, weil früher die Verstorbenen darauf zu Beerdigungen getragen wurden – das letzte Mal im Jahr 1772. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Dorf wieder fast menschenleer und hatte auch ein Jahrhundert später nur 21 Einwohner.

Erst Mitte des 18. Jahrhunderts bekam Wermertshausen eine eigene Kirche. Die Dorfbewohner bauten sie selbst, teils mit Baumaterialien aus anderen Häusern. Über dem Eingang hängt eine geschnitzte Tafel mit dem Baujahr 1755, einem Sonnenstern mit zwölf Strahlen und zwei doppelschwänzigen Löwen. Woher die Tafel genau stammt, ist unklar – vielleicht war sie vorher ein Wirtshausschild oder ein Innungszeichen.

Der Pfarrer aus Winnen hielt ab 1819 alle zwei Wochen Gottesdienst in Wermertshausen und bekam dafür Hafer für seine Pferde.

Die Kirche ist ein typisch hessischer Fachwerkbau. Die Empore ist mit Malereien der zwölf Apostel und anderen Motiven geschmückt. Die Apostel sind nicht als perfekte Heilige dargestellt, sondern als Menschen mit kleinen Fehlern und viel Humor. So zeigen sie, dass die Kirche aus ganz normalen Menschen besteht, die gemeinsam ihren Glauben leben – und dabei auch mal lachen können.


Nach einem Auszug aus dem Kirchenführer von Markus Zink zur Kirche Wermertshausen (2004): "Die Pfarrei Winnen. Kirchen - Kunst - Geschichte", Ev. Medienverband Kassel.

Pfarrhaus

Das Pfarrhaus in Dreihausen

Nachdem die evangelisch-lutherische Pfarrei Dreihausen im März/April 1858 gegründet worden war und eine neugebaute Mutterkirche auch vorhanden war, fehlte für Pfarrer Schedtler nur noch ein Pfarrhaus. Zunächst musste er noch zur Miete wohnen. Doch schon am 19. Mai 1858 protokolliert das Konsistorium in Marburg:

"Die Genehmigung zur Ausführung des gedachten Neubaues nach Masgabe des vom Landbaumeister aufgestellten Situations- und Bau-Risses wird erteilt, wonach Kurfürstliche Polizei-Direction das Erforderliche zu besorgen hat."

In Wetter stand ein repräsentatives Fachwerkhaus 'auf Abbruch' zum Verkauf. Es war dort von dem Rechtsanwalt Karl Kümmell (1796-1870) gebaut worden. Nun verkaufte es sein Bruder, der dortige Oberpfarrer Gottfried Kümmell (1801-1872) dem Kirchspiel Dreihausen. Neben dem Dreihäuser Pfarrer Schedtler und dem Frankenberger Pfarrer Dettmering (später Dreihausen) gehört auch Pfarrer Kümmell zu den späteren renitenten Pfarrern. Wie Dettmering ist Kümmell allerdings der Landeskirche 'treu' geblieben. Fachwerkhäuser galten als bewegliche Güter, die abgebaut und woanders wieder aufgebaut werden konnten. Aber nicht alles Baumaterial konnte weiter verwendet werden, einiges wurde verkauft, anderes musste zusätzlich erworben werden. Des weiteren wurde ein Grundstück gebraucht: „dem Ludwig Walter“ wurde entsprechendes Land abgekauft. Das Pfarrhaus ist im nächsten Jahr dann vollendet worden.  Eine Abschlussrechnung über den Bau des Pfarrhauses und der Pfarrscheune aus dem Jahre 1861 liegt bei den Pfarrhausakten:

1873 brach die Oberhessische Renitenz aus. Pfr. Schedtler gehörte zu den Anhängern, die nicht bei der Landeskirche blieben. Er mußte 1874 innerhalb von 3 Tagen das Pfarrhaus räumen. Der nächste Pfarrer Lippe versorgte Dreihausen von Rauischholzhausen aus mit. Dann zog Pfr. Seibert ein – ohne Familie! Er wusste wohl warum! So wurde er auch nachts durch Pochen an den Wänden gestört und verängstigt, die meisten Dreihäuser waren Anhänger der Renitenz und wollten ihn wieder loswerden. Die Folge war: Einige Zeit mussten jeweils zwei Dreihäuser nachts das Pfarrhaus bewachen.

Im Oktober 1874 wurde dann Pfr. Dettmering nach Dreihausen strafversetzt, da auch er sich in Frankenberg nicht obrigkeitsgetreu verhalten hatte. Nun wurde das Pfarrhaus wieder von einer Pfarrfamilie bewohnt. Ihm folgten im Haus die Pfarrfamilien Aßmann, Naumann, Ernst und Wittekindt. In der Nachkriegszeit kamen Einquartierungen hinzu. Dann die Familien / Pfarrpersonen Wendel, Schoenborn, Heinicke, Kaese, Böttcher und seit 2024 Pfarrerin Aline Seidel mit ihrer Frau Melanie Seidel.

Im Laufe der Jahre mussten natürlich immer wieder Renovierungsarbeiten am Pfarrhaus ausgeführt werden, z.B. unter Pfarrer Wittekindt im Jahre 1957. Nach seiner Pensionierung wurde das Pfarrhaus, das bis dahin verputzt war, mit Platten verblendet. Optisch eine für die damalige Zeit ansprechende, typische Lösung. Die Pfarrscheune wurde nicht mehr benötigt, sie wurde abgerissen. Ein großer Hof entstand nun.

Leider wurden vom Landeskirchenamt in Kassel seit der Vakanzrenovierung nach dem Weggang des nächsten Pfarrers Wendel trotz stetigen Anträgen aus Kostengründen keine grundlegenden Renovierungsmaßnahmen genehmigt, so regnete und insbesondere schneite es über 25 Jahren durch das Dach. Durch die äußere Isolierung und zusätzlich Verkleidung mit den Platten unterblieb die für Fachwerk lebenswichtige Belüftung. Auch der Holzwurm, Ameisen und Mäuse arbeiteten am Gebäude, so dass für das Haus eine sehr große Renovierung nötig geworden war.

Der Kirchenvorstand wurde 2007 aufgefordert das Haus zu verkaufen, damit ein neues Pfarrhaus gebaut werden kann. Trotz einiger Anfragen konnte der Verkauf nicht realisiert werden, wahrscheinlich auch weil es mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt wurde. Damit entfiel auch die zweite Option, das Pfarrhaus abzutragen und auf dessen Platz ein neues Pfarrhaus zu errichten. Da das Pfarrhaus auch eine bewegte geschichtliche Vergangenheit für beide evangelischen Gemeinden am Ort hatte, erschien es dem Kirchenvorstand sinnvoll, daran festzuhalten. Mit den Entscheidungsträgern aus Kassel fand dann 2010 eine Sitzung statt, die den Weg ebnete, das Pfarrhaus zu erhalten. Voraussetzung für die Zusage landeskirchlicher Gelder für die Finanzierung war, dass sich die Kirchengemeinde im Gegenzug vom Martin-Luther-Haus trennen musste. Da auch dieses Haus einen jährlichen hohen Kostenbedarf hatte, der nicht durch die Haushaltsmittel der Kirchengemeinde gedeckt werden konnte, und da obendrein die Nutzung seit einiger Zeit rückläufig war, sah sich die Landeskirche dazu gezwungen, keine weiteren Summen in dieses Haus zu investieren.

Ab 2011 konnte daher das Pfarrhaus saniert und so umgebaut werden, dass im unteren Bereich Gemeinderäume und das Pfarramtsbüro untergebracht wurden. Die jeweiligen Pfarrpersonen, u.a. mit Pfarrfamilie, erhielten die oberen Räume zum Wohnen. Beide Bereiche sind nun getrennt. Die neuen Gemeinderäume wurden bisher sehr gut angenommen und haben auf der deutlich kleineren Fläche selbst für die großen Osterfrühstücke mit mehr als 100 Teilnehmern ausgereicht.                        


Von Dr. Werner Garbade